VO!IERE
U!!i Berg betrachtet Alltag und Dingwelten mit einem zärtlichen Blick. Sie erfasst einfache, sinnliche Begebenheiten und gerät über eine dadurch ausgelöste Freude oft in einen hellen Humor. Dieser Humor erinnert sich dann aber auch wieder, dass es sich bei diesen Ausflügen ihres Blicks nur um Möglichkeiten der Wahrnehmung handelt.
U!!i Berg liebt es, Streifzüge durch ihre direkte Umgebung zu unternehmen. Aus ihnen wachsen ihr große Kosmen, und aus denen schafft sie in Utopien hineinmündende Perspektiven.
Diese Perspektiven verfolgt sie jedoch gestalterisch nie mit abschließendem Kalkül, sondern sie erschließt sie sich und anderen Betrachter/innen als Ausblick. Einen Ausblick, der mit großer Selbstverständlichkeit und in spielerischem Ernst gerne über einen brüchig gehaltenen Bild-Bau-Kanal vermittelt wird. Starke surreale Effekte und medial heterogene Improvisationen erzeugen eine eigentümliche Konsequenz und gleichzeitig eine allegorische Leichtigkeit.
U!!i Berg schreibt auch Gedichte. Vielleicht muss man deshalb ihre Objektwelten und Installationen auch als nur knapp verbundene, tiefe, lyrische Sinnbrocken auffassen.
Die "Vo!iere", ein Gehäuse zum Fliegen, das das andauernde
Fliegen in unsere Nähe holt, mit dem Zeichenpurzelbaum aus dem Namen
der Künstlerin, steht als Ankündigung, diesen kontinuierlich sich
im Werk U!!i Bergs abzeichnenden Aspekt umfassend zu greifen und erlebbar
zu machen.
U!!i Berg feiert dieses Jahr ihren 70ten Geburtstag und zählt zu den ersten Künstler/-innen , die in den Räumen von Oberwelt, damals noch unter dem Namen "Galerie Gespräch" ausstellte.
Die Künstlerin hat über die Jahrzehnte eine faszinierende Entwicklung von Material-Collagen, gegenstandsfreie Malerei, hin zu raumgreifenden Installationen, auch unter freiem Himmel, bis zu eigentümlichen Objekten und Modellen gezeigt.
Während der letzten Jahre waren von U!!i Berg zahlreiche Beiträge in Gruppenausstellungen oder auch ganze raumgreifende Einzelprojekte zu sehen (u.a. Kaffee-Installationen 2004 vor Schloss Hohenheim, in der Unsichtbar und 2010 in der Gedok und in Berlin).
In mehreren großzügigen Installationen wird U!!i Berg retrospektiv Bezüge zwischen verschiedenen Werkgruppen und Zeitabschnitten deutlich machen.
Eine Voliere, in Anlehnung an ähnliche bereits 1996 im Zoologischen Museum Sankt Petersburg und 1998 im Kunstverein Böblingen realisierte Installationen, wird einen zugänglichen und einen unzugänglichen Bereich etablieren, in denen jeweils Einblicke in ältere Werkgruppen zu sehen sein werden.
Exemplarische, utopische Raum-Situationen aus der modellhaften sogenannten Peep-show-Werkgruppe werden in Begehbarkeit oder Benutzbarkeit suggerierender Dimension verwirklicht.